Villagio S Francesco – unser Campingurlaub nahe Caorle

Unseren Urlaub im Juni (Vorsaison) haben wir zum ersten Mail mit unseren zwei Jungs in Italien verbracht. Auf Anraten eines Verwandten haben wir einen Bungalow in der italienischen Familienanlage S Francesco nahe Caorle gebucht.

Etwas verblüfft waren wir über die Größe der Ferienanlage … um sie von der einen Seite zu anderen zu durchschreiten benötigt man schon gut 20 Minuten. Ganz anders jedoch unser Bungalow … schätze ihn mal auf eine Grundfläche von 30 m². Offen gestanden habe ich mir für gut 640 EUR (und das in der Vorsaison) die Woche etwas geräumiger erwartet … aber meine bessere Hälfte holte mich schnell wieder auf den Boden der Realität herunter: ist italienischer Stil. Auch dass das Blechdach nur durch eine dünne Holzschicht vom Innenraum abtrennt, stärkte nicht das Wohlbefinden, sondern eher das Backofenfeeling – Klimaanlage ist extra zu bezahlen.

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(Unser Bungalow – der Hänger daneben gehört mir)

 

 

Das bringt mich auch zur Beschreibung der Anlage: Sie ist zu 95 % von italienischen Touristen bewohnt. Selten trifft man Österreicher, Deutsche und ganz ganz selten weiter Angereiste. Immer offensichtlicher wird auch, die Zielgruppe Italiener … das Personal spricht bzw. versteht – wenn überhaupt – nur gebrochen Deutsch. Alle Schilder und Übersetzungen sind primär in Italienisch, gefolgt von Englisch und dann (wenn überhaupt) in fehlerhaftem Deutsch. Außerdem müssen die gewählten Formulierungen in der deutschen Sprache erwähnt werden. Das letzte Mal habe ich so viel Befehlston beim Bundesheer gelesen … aber bitte doch nicht in einem Campingplatz. Vielleicht hätte die „Direktion“ (kommt in jedem 3. Satz vor das Wort) da drinnen mal einen deutschen Muttersprachler um Hilfe bei der Übersetzung bitten sollen 😉

Allerdings muß ich ansonsten die Sauberkeit der Anlage und die Freundlichkeit des Personals (ganz im Gegensatz zu den offiziellen Texten) lobend erwähnen. Als bei unserer Warmwassergastherme das Gas ausgegangen ist, habe ich einer Dame welche zum Personal gehörte, kurz darüber informiert (mit meinen 3 Worten italienisch 😉 und nicht einmal 10 Minuten drauf, wurde die Gasflasche ausgetauscht, und auch überprüft, dass wieder alles ordnungsgemäß funktioniert.

Ein echter Flop ist jedoch das Frühstücksbuffet im Restaurant Maxim (gleich nahe des Eingangs). Das Frühstück besteht aus einem Naturjoghurt, vertrocknete harte Minipanini, Müsli, Marmeladepackungen und Automatenkaffee. Schlagartig wurde mir klar, warum ausnahmslose alle (bis auf uns) draußen an der Bar sich frischen – wirklich gut schmeckenden – Kaffee bestellten, und dazu italienische Süßspeisen (die waren auch lecker) – halt nur gegen Bares und nicht gegen Frühstücksvoucher (=Gutscheine)

Da wir das Frühstück nur als Addon gebucht hatten, bin ich kurz darauf mit den entsprechenden Vouchern in der Rezeption gewesen, und wollte diese zurückgeben. Man drückte uns das Bedauern aus – machte uns einen Alternativvorschlag (halt am anderen Ende der Anlage) und hat mir, als ich dies ablehnte, wieder gutgeschrieben. Also auch hier zeigte sich die Freundlichkeit des Personals.

Auch am anderen Ende der Anlage liegt das Meer. Hier gibt es einen öffentlichen Strandzugang wo man sich für derzeit EUR 14 / Tag (zur Hauptsaison teurer) 2 Liegen + Sonnenschirm ausborgen kann.

Nach 2 Tagen ist es uns dann im Backofen dann doch etwas zu warm geworden – brauche nicht zu sagen, wie unsere Nächte waren … die Kinder schliefen sehr schlecht, und wir Erwachsene wälzten uns im eigenen „Schwitze-Saft“.

Also bin ich vor zur Information, und habe mir für EUR 20,- (+ 5 Kaution) eine Klimaanlagenkarte geholt, und dachte nun wäre alles gut … Naja das Ergebnis entsprach dem nicht so ganz … die Klimaanlage ist Zentral im Vorraum angebracht und belüftet mehr schlecht als Recht den Bungalow … zwar wurde die Luft kühler aber das Gefühl von der Decke her in eine Infrarot-Wärme Lampe zu schauen verging erst nach ein paar Stunden. Da kam der nächste Hacken: Die EUR 20,- Klimaanlagenkarte gilt für 20 Stunden, wobei man diese in den Ruhezeiten (13-15 und 23-7 Uhr) nicht verwenden darf.

Ehrlich gesagt sind wir zu diesem Thema sehr enttäuscht … irgendwie sieht Komfort und Service anders aus. Verschärft wurde das Ganze noch dadurch, dass es so ab 2-3 Uhr endlich kühler geworden ist, nur beginnend ab 5 Uhr die Entmückungs- bzw. ab 7 Uhr die täglichen Müll- Altglasabfuhrtfahrten begonnen haben, mit dem Effekt dass die Kinder und wir im Bett „gestanden“ sind, da wir offensichtlich direkt an der Hauptroute „wohnten“ – dass dann kein Weiterschlafen mehr möglich war, ist selbstredend. So waren alle aufgrund des Schlafmangels dauermüde … was gerade bei den Kindern der Stimmung nicht besonder zuträglich war.

Insbesondere da auf einem 30 km entfernten Zeltplatz bei einem Besuch einer Forumsbekannten meiner Frau (sie waren zufällig dort auf Urlaub) wir uns davon überzeugen konnten, dass Klimaanlage auch zum Standard gehören kann.

Außerdem gab es noch einen gravierenden Unterschied zwischen ihrem Campingplatz und unserem: Ihrer war schön schattig gehalten durch Bäume, während unserer eigentlich mehr auf Sonnenanbeter und Hitzefetischisten ausgerichtet ist.

Das bringt mich zu einem weiteren Kritikpunkt an unserem Campingplatz: Schatten ist hier ziemliche Mangelware … dabei sieht man genau, dass sich alle sofort mit Ihren Liegen in den kaum vorhandenen Schatten begeben, wenn sie schnell genug sind. In der prallen Sonne liegen keine 10 % der Gäste … aber offensichtlich ist das den Betreibern egal.

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Last not Least der Stand: Die Anlage verfügt über KEINEN eigenen Strand, sondern nützt angrenzenden öffentlichen Stand. Dieser ist so mit Verleihliegen und Schirmen vollgepflastert, dass gut 90 % der verfügbaren Fläche nicht mehr nutzbar ist. Kommt man nur in die Nähe dieser Liegen wird man zwar höflich aber sehr eindringlich aufgefordert sich wo anders hin zu begeben, um die zahlenden Liegestuhlgäste nicht zu beeinträchtigen.

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Das es auch anders geht haben wir auf dem anderen Campingplatz erlebt … dort gab es bei vergleichbarer Strandgröße 2 reihen reservierte Liegen, der Rest war frei verfügbar.

Ein „lustiges“ Ritual gibt es noch, wenn man auschecken möchte: Zum vereinbarten Zeitpunkt (oder halt ein paar italienische Momente später) wird kontrolliert, ob man nicht etwas mitgenommen hat … es gibt eine genau Stückliste über das Inventar (Messer, Löffel, Teller Klimafernsteuerung udgl) Danach wird einem der Schlüssel abgenommen (zumindest laut Vorgabe der Direktion) … obwohl unserer Kontrolleur da etwas Nachsicht hatte, da noch wer auf die Toilette musste – offensichtlich sahen wir nicht wie Besteck-Diebe-Mafiosi aus 😉
Dennoch war die Warterei auf die Abschlußkontrolle sehr mühsam, da wir (auch die Kinder) schon die Kleidung für die Heimfahrt an hatten, und so bei gemütlichen 36,5 °C im Schatten warten durften, zwischen der vereinbarten Zeit und dem tatsächlichen Abschluss der Kontrolle.

Abschließend sei noch erwähnt, daß fast alle Attraktion (großen Rutschen, Kindervergnügungspark) zusätzlich zu bezahlen sind.

Zusammenfassend muß ich sagen, dass ich den Trend: „Italien ist sehr teuer geworden“ voll bestätigen kann, aus allem und jedem versucht man Geld zu machen. Das Personal in unserer Anlage ist wirklich sehr bemüht und freundlich, aber der schale Beigeschmack einer Gelddruckmaschinerie lässt sich damit leider nicht ganz wett machen, insbesondere wenn dies wie bei unserem „Backofen-Bungalow“ zu Lasten des Komforts geht. Ob ich wieder in diese Anlage fahren würde: Also offen gestanden weiß ich es nicht … auf jeden Fall nicht mehr in diesen Bungalow.

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